Kommentar: Blühende Landschaften
Kommentare | Von CGA Verlag | 28. September 2018
Jürgen Heinrich kommentiert
Goldener Herbst. Und noch immer blühende Landschaften. Jedenfalls in der nun wieder kühleren Natur.
Politisch blühen die Landschaften auch 28 Jahre nach der deutschen Einheit nicht ganz so, wie sich das Helmut Kohl, der dieses Wort prägte, vorgestellt haben mag.
Eben liegt der Jahresbericht zur deutschen Einheit vor, der auch dieses Jahr die Überschrift tragen könnte: Im Osten nichts Neues. Die Wirtschaftskraft hängt der des Westens hinterher, es gibt hier keine Dax-Unternehmen, dafür höhere Arbeitslosigkeit und, so steht’s im Bericht, völlig fehlende Spitzengehälter. Die Bundesregierung erkennt – wie Jahr für Jahr – dass der Osten altert und die Strukturen sich vom Treuhand-Kahlschlag nicht erholt haben. Sie gelobt, das zu ändern. Dabei meint sie aber die allgemeine ostdeutsche Strukturschwäche; noch nicht die erst in jüngster Vergangenheit politisch verschuldete zusätzliche in der Lausitz. Die sogenannte Energiewende ist eine Führungs-Fehlleistung, die nicht nur den Osten in die Knie zwingt, sondern etwa 40 ähnliche Kohleregionen europaweit.
Nach schmerzhaftem Niedergang von Energie-, Textil-, Glas- und Landwirtschaft in den frühen 90ern war bald darauf in der Lausitz das Blühen der Landschaft zu spüren. Wir denken an das Seenland, an die Modellstadt Cottbus, an malerische Dörfer und stolze Dorfgemeinschaften, an kulturelle und sportliche Leuchttürme.
Nun geht am Einheits-Vorabend ein leistungsstarker Kraftwerksblock in Jänschwalde bei Spitzen-Wirkungsgrad von 36 Prozent und wenig Umweltlast vom Netz. 600 Arbeitsplätze futsch. Absurd! Das Sterben beginnt, und das Beleben versucht sich als überteuerte Schinderei sehr langsam in Spremberg. Wenigstens hier. Jürgen Heinrich