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“Alice” – Anmerkungen zu Rosendahls Wunderland-Opera in Cottbus

Feuilleton, Cottbus | Von | 17. Mai 2024

„Alice“: Worauf wartest du?.

Alice 3 Foto c Bernd Schoenberger

Szene aus „Alice“ mit (v.l.n.r.): Gunnar Golkowski (Köchin), Charlotte Müller (Herzogin) und Markus Paul (Baby) Foto: Bernd Schönberger

Cottbus. Vieles wird gesagt, fast mehr noch gesungen, einiges getanzt, manches geschrieben. In großen Lettern steht auf dem finalen Festkleid der erst nur heftig neugierigen, nun selbstbewussten Alice in englischer Sprache: Worauf wartest du! Eine nachdrückliche Aufforderung. Viele sind ihr schon ins Theater gefolgt; auch zur dritten Vorstellung nach der gefeierten Premiere war das Haus Mittwoch voll bis unters Dach, und für mitreißende Spielfreude gab das junge Publikum heftigen Applaus. Premiere war schon Mitte März. Co-Schauspieldirektor Philipp Rosendahl hat aus Lewis Carolls Kinderbuch-Klassikern der viktorianischen Zeit ein saloppes Absurdistan getextet und bei reißerischen Klängen zu einer „Opera“ inszeniert. Das Werk ist befremdlich und anziehend zugleich, kurz gesagt: in jeder seiner Facetten ein Meisterwerk. Wieso dies gelingt, erhellt ein Blick auf die Biografien des Regieteams: allesamt, Rosendahl eingeschlossen, sind erstklassig in den frühen 2000er Jahren ausgebildet und hatten schlagende Erfolge an bedeutenden deutschen und internationalen Bühnen. Auch die singenden und tanzenden Schauspieler und Schauspielerinnen zeichnet höchste Professionalität aus – mit einer Ausnahme: der Alice selbst. Diese Annika Neugart scheint in der Tat dem Wunderland entsprungen, eine blutjunge, in sich versammelte Darstellerin der Münchener Schule, die mit schöner Stimme singt und ihrem absonderlichen Gegenüber aus Grinsekatze, Kaninchen und anderen Geschöpfen in geradezu einnehmender Neugier und Selbstbefragung begegnet. Es ist, beweist sie in dieser Zeit, Abstrusem standzuhalten und möglich, im wirren Gewusel normal zu bleiben. Die Wortspiele, deutsch/englisch mit im Gegenlicht nicht immer lesbaren Übertexten, hören sich albern an, haben’s aber in klugem Beiklang durchaus in sich. Die Musik komponierte und spielt auch selbst Miles Perkin (nach dem Applaus mit toller Zugabe am Klavier), ein kanadischer Multiinstrumentalist. Genial vereinen sich im Bühnenkonstrukt Architektur und Lichtdesign, beides bevorzugte Fächer der Bühnenkünstlerin Mara-Madeleine Pieler. In deren geradezu grafisch klar gezeichnete dynamische Ebenen und Räume stellt Philipp Basener seine phantasiereiche Konfektion queerer Clubkultur. Wie herrlich! Im Wunderland spielen, singen und tanzen, choreografiert von Alessia Ruffolo (zugleich Co-Regie), Torben Appel, Manolo Bertling, Nathalie Schörken, Charlotte Müller, Lauren Mace, Markus Paul und Gunnar Golkowski. Mit Miles Perkin trommelt Jörg Trost. Sie mimen, zucken, fallen meisterhaft und hinreichend provokant sowieso.Nächste Vorstellungen sind am 1. und 16. Juni. Der Besuch lohnt sich. J. Hnr.

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