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Pückler und Blechen auf Urlaub in Branitz: Fiktiver Dialog über romantische Pfade im Schloss

Land und Leute | Von | 12. Juli 2002

Großer Bahnhof vergangenen Sonnabend vor der Schloßterrasse: Brandenburgs Kulturministerin Prof. Johanna Wanka, Dezernentin Christina Giesecke als Botschafterin von Oberbürgermeisterin Karin Rätzel, viele kunstinteressierte Cottbuser, Romantikexperten aus dem ganzen Land Brandenburg, die Münchener Familie von Pückler, der PR-Manager eines US-amerikanischen Rasenmäher-Produzenten, Blechenfreunde. Dazu Musik der Romantik, teils modern vertanzt. Und all der Aufwand weil Fürst Pückler und Prof. Blechen an diesem Tage auf Urlaub in Branitz weilten…

Waldweg am Wasser

In Blechens “Waldweg am Wasser” (entstanden nach 1833, zur Cottbuser Sammlung seit 1914) sieht Pückler das Sinnbild seines Lebensweges: hell und verlockend führt der Pfad zwischen Bäumen hindurch wie durch ein Tor, dann geheimnisvoll abbiegend, links noch der Blick am Abenteuer der Wasserlandschaft haftend. Blechen meint seinen Weg eher in einem zweiten eigenen Bild zu erkennen, einer Waldschlucht, die heruntergebrochene Äste versperren.

Die Überraschungs-Botschaft verbreitete sich erst, als die Gäste die ersten Zahlen in den Rekorder ihrer Hörführung eingetippt hatten und auf dem Treppenpodest in der ersten Schloßetage staunend vor der Staffelei eines angefangenen Blechenbildes standen. Akustisch meldeten sich der verewigte Fürst Pückler aus seinem Elysium und der Cottbuser Maler Blechen. “Sie starben vor mir, wenn ich nicht irre”, sagt der Fürst zum Maler, und irrte nicht. Blechen lebte von 1798 bis 1840, Pückler von 1785 bis 1871. Voneinander hörten sie wohl, als sie noch im irdischen Arkadien wandelten, ihre Lebenswege streiften einander in Berlin und besonders in Schinkels oder auch in Bettina von Arnims Nähe, ihr Interesse für das Bild der Landschaft hätte sie auch zueinander führen müssen. Doch sie begegneten sich nie, nicht im königlich-preußischen Berlin und nicht in Cottbus, das Blechen 17jährig auf immer verließ, dem sich der welterfahrene Pückler aber erst ab 1845 zuwandte.

 

 

 

 

 

 

 

Stechlin

Im Kleinen Saal sind einige landschaftsgärtnerische Ideen Pücklers zitiert. Blickfang ist die sich drehende Venus Italica vor dem großformatigen Bildnis der “Schönen Melusine”. Richtig schön ist das Gemälde eigentlich nicht; Pückler erwarb es, weil es im ersten Moment “unheimlich wirkte” auf ihn. Das Meerweib Melusine ist geradezu prädestiniert für romantische Exkurse: Tieck hat sie bedichtet, Goethe märchenhaft ins Heitere verkehrt, und selbst Brandenburgs Wanderer Fontane brachte sie noch im “Stechlin” unter.

So erzählt also im Romantik-Jahr 2002 Pückler dem Maler von seinen Intentionen, und der Schloßbesucher erfährt und vor allem sieht viel von den Auffassungen und Leistungen beider Meister. Bühnenentwürfe von Schinkel und Schirmers Muskau-Blätter zu Pücklers “Andeutungen über Landschaftsgärtnerei” stehen beieinander, einen Raum weiter Bezüge der Naturmystik, Texte von Scott bis E.T.A.Hoffmann, die Pückler beeinflußten. Über den Korridor hinweg führt der Weg zu Blechen. Pückler sieht in den Landschaftsbildern, Gleichnisse, staunt über das Licht an einer Alpental-Brücke, die auch er selbst überschritt, nachdem Blechen sie als Baustelle gemalt hatte. Das großformatige Ölbild gehört zu den kostbaren Leihgaben, die diese vor allem zu Blechens Werk bedeutsame Ausstellung bereichern. Sie ist bis Jahresende geöffnet. Michael und Nicole Brey, Berthold Ettrich, Beate Schneider und Dr. Gabi Ivan haben sie effektvoll konzipiert und verwirklicht.
Daß bei dieser Gelegenheit ein US-Rasenmäherproduzent Branitz als einen der zehn schönsten deutschen Parke erkannte, freut alle und hilft, aus der Romantik in die etwas nüchterne Realität zurückzufinden.
J.H.

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