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Spiegeleffekte und Todesjoker – Anmerkungen zur „Carmen“-Inszenierung des Stephan-Märki-Teams

Cottbus | Von | 8. Juli 2022

Carmen

Carmen (Claude Eichenberger), vielfältig gefangen in raffinierter Spiegeltechnik (Bühne Philipp Fürhofer) Foto: Rainer Weisflog

Cottbus. Die kühnsten Erwartungen wurden nicht enttäuscht: Intendant und Operndirektor Stephan Märki hat mit seiner ersten Cottbuser Inszenierung, unterstützt von internationalen Spitzenkräften, ein berauschendes Opernfest von psychologischer Tiefe, musikalischem Glanz und bühnentechnischer Perfektion arrangiert.
Georges Bizets (1838-75) außerordentlich populäre Oper wurde 1875 in Paris verhalten aufgenommen, trat aber nur Monate später an der Wiener Hofoper in deutscher Sprache ihren Siegeszug an. Das lag wohl auch an Ausschmückungen, auf die Märki jetzt radikal verzichtete. Er griff zurück auf die französische Originalsprache, Mario Venzago als musikalischer Leiter (Dirigat Johannes Zurl) fand sogar schöne Sätze aus der alten Partitur, und der Konzentration wegen wurden ganze Rezitative gestrichen. Weniger Worte, dafür mehr Körpersprache und erzählende Bilder. Diese Carmen wird in ihrer Ursprünglichkeit von Erotik und Sexualität, von Erregung und Verzweiflung ganz fassbar und nahe. Distanz verliert sich, indem Bühne und Publikum raffiniert verschmelzen. Dafür sorgen Spiegeleffekte des Künstlers Philip Fürhofer, die den Zuschauerraum im Bühnenvorhang abbilden und später das Geschehen in mehreren Ebenen vervielfachen, dazu noch um Echtzeit-Videos von René Liebert verstärkt mit Lichtdesign von Diego Leetz. Die Chorherren singen aus den Logen besuchergleich in Anzug mit Schlips oder Fliege, und Carmen wirft ihren provokanten Handschuh einem Herrn in der ersten Reihe zu. Es ist Don José (Alexey Sayapin), aber es hätte wohl auch jeden anderen treffen können.
Im Gegensatz zu aller Chorfröhlichkeit und Tanzfreude der Damen (Choreografie Christina Comtesse, Chorleitung Christian Möbius) – Carmen stellt ihre Tragik mit den ersten Takten der Ouvertüre zur Schau: verbraucht, todesnah, umtanzt vom Leibhaftigen, dem „Joker“, einer genial kommentierenden Erfindung, gestaltet von Kyle Patrick in karibischer Geschmeidigkeit. Mit Stierkopf wird er von Carmen bei den Hörnern gepackt.
Claude Eichenberger aus dem Berner Ensemble ist diese mimisch wie gesanglich vollkommene Titelfigur. Angstvoll-verwirrt verfällt ihr Don José, Nils Stäfe ist ein souveräner Torero, Ketevan Chuntishvili singt brilliant flehend die Schwester des unglücklichen Soldaten. In den weiteren Rollen gefallen Daniel Foki, Andries Cloete, Philipp Mayer, Anne Maria Schuitemaker                                                                                                                              und Rahel Brede. Es gab tosenden Beifall und Vorfreude auf „Carmen“-Abende zur neuen Spielzeit.  J. Heinrich

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