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So kurz wie „Tatort“, nur besser

Unterhaltung & Freizeit | Von | 7. April 2017

Galotti 91

Wie Mephisto und Faust funktionieren Kammerherr Marinelli (Henning Strübbe, l.) und sein Chef Prinz von Guastalla (Johannes Kienast in seiner Cottbuser Abschiedsrolle) Foto: Marlies Kross

Jan Jochymski inszeniert Lessings „Emilia Galotti“ mit brillianten Typen

Cottbus. Gestenreich und pausenlos hat Jan Jochymski (bis 2014 Schauspieldirektor in Magdeburg, jetzt frei) diesen Lessing inszeniert. Der Kamenzer Ur-Autor deutschen Schauspiels war in Leipzig Schreiber für die Neuberin-Truppe und wurde später in Hamburg Lehrer der deutschen Dramaturgie. Seine „Minna von Barnhelm“ fehlt auf keinem Theater, eröffnete (1908) und ergötzte auch später (1983) das unsere. Sein Trauerspiel „Emilia Galotti“ (UA 1772) steht eher selten in den Spielplänen. Ganz zu Unrecht, mögen Krimi-Freunde finden, die sich bei ausschweifenden „Tatorten“ langweilen, hier aber gefesselt sind. Der Regisseur und seine einfallsreiche Ausstatterin Simone Steinhorst lassen es blutrot in die Stadt (eine Zirkusarena) regnen und entwickeln Typen, die Lessings (gekürztes) Wort als feines Florett führen. Um das barocke Täubchen Emilia (Lucie Thiede, nicht glücklich besetzt) jagen sich die Ereignisse. Bilder, Gesten, Requisiten verdichten den Text. Der Prinz muss noch nichts sagen, als er sich in der schmalen Tür  störrisch mit dickem Kissen verklemmt, um dann ins Leere zu stürzen: ein Dandy, Spinner. Johannes Kienast zeigt ihn selbstgefällig, satt und übermütig. Glatt, kalt und erfolgsgierig weiß Marinelli seinen irrlichternden Arbeitgeber zu führen. Diesen Kammerherrn jongliert Hennig Strübbe genial in den Mittelpunkt des Stücks. Es ist die erste große Rolle dieses begabten Neulings (seit letzter Spielzeit) im Cottbuser Ensemble.
Bis auf die werktätige Malerin  Conti (souverän Heidrun Bartholomäus) agiert glatte Eleganz, heutiger VIP-Alltag, im Brautkonflikt. Orsina (schön intrigant, die Lisa Schützenberger) kann Vater Ordoardo, der stolz seinen Orden trägt und um der guten Ordnung Willen die eigene Tochter ersticht (Rolf-Jürgen Gebert, ein Zornesbündel) nicht für ihre Rachegelüste instrumentalisieren. Die Rolle der Mutter (Sigrun Fischer) bleibt unterbelichtet, und Graf Appiani (Michael von Bennigsen) hat vor allem tot in der Mitte zu liegen.

Das Trauerspiel rührt niemanden zu Tränen, erhält aber in dieser spannenden Fassung viel Beifall. Nächste Vorstellungen: Am 8.4. und am 27.4.  J.Heinrich

Venedig 191

Zwei Paare, die nichts verbindet: außen Patricia (Kristin Muthwill) mit Christophe (Amadeus Gollner), dazwischen Nathalie (Ariadne Pabst) mit Jean-Luc (Gunnar Golkowski) Foto: M.Kross



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