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Herrenhäuser in der Lausitz (1): Schlösser der Lausitz

Land und Leute | Von | 1. Februar 2002

Schloss Königshain

Schloß Königshain, am Fuße des gleichnamigen kleinsten Mittelgebirges Deutschlands nordwestlich von Görlitz gelegen, wurde im 18. Jh. von Carl Adolf Gottlob von Schachmann erbaut. Nach jahrzehntelangem Ruin ist in den letzten Jahren die überaus prächtige Anlage quasi neu geboren – ein Ausflug ist sehr lohnend.

Schloss Branitz

Schloss Branitz in winterlicher Pracht.

Schloss oder Herrenhaus ?

“Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer …” – so betitelte Alexander Duncker sein fast 1000 Ansichten umfassendes Werk, erschienen in den Jahren 1857/83. Der ziemlich umständliche Titel bezeichnet Bauten, die im Volksmund einfach “Schloss” oder “Gutshaus” genannt werden. Doch so richtig treffend ist das auch nicht. Schloss nennt man den Wohnsitz (manchmal nur zeitweise) einer herrschenden Familie, vom König bis zum Standesherren. Dagegen ist das “Gutshaus” der Sitz eines Gutsverwalters. Die allermeisten Gebäude, die wir beschreiben wollen, sind dagegen als Herrenhäuser zu bezeichnen. Schlösser dienten vor allem der Repräsentation, Herrenhäuser waren das Zentrum eines ökonomischen Betriebes, einer Gutswirtschaft.
Auf den ersten Blick ist die Lausitz kein Burgenland, dennoch kann man auch hier so manche Burgentour unternehmen. Allerdings kommt dabei nur ein Fachmann, der Archäologe oder der Historiker, auf seine Kosten, der Laie sieht fast nichts mehr von den mittelalterlichen Bauten. Die Archäologin Ines Spazier nennt in ihrem akribischen Werk “Mittelalterliche Burgen zwischen mittlerer Elbe und Bober” fast 300 Orte. Bei ihren Untersuchungen stellte sie 130 Wasserburgen, 20 Turmhügel und 28 Burgstellen des Mittelalters fest.

Schloss Zützen

Schloß Zützen bei Golßen wurde (wahrscheinlich nach Entwürfen des berühmten Baumeisters Knobelsdorff) Mitte des 18. Jh. errichtet. Von 1749 bis 1945 wohnten hier die Grafen von Kleist, die Familie wurde vertrieben, das Schloß ein Jahr später abgerissen.

Schloss Bornsdorf

1971 wurde das bedeutende Barockschloß in Bornsdorf bei Luckau abgerissen, nur der mittelalterliche Burgturm blieb erhalten. Heute ist er restauriert und öffentlich zugänglich. Von ihm hat man einen weiten Blick in das Lausitzer Land.

Renaissance, Barock, Klassizismus, Historismus

Mit dem Fortschritt der Militärtechnik seit dem 15. Jahrhundert veränderte sich auch der Bau der Herrensitze, aus Burgen wurden Schlösser. Vorherrschende Baustile der jeweiligen Zeit bestimmten ihr Aussehen. Hervorragende Beispiele für die Renaissance findet man in Fürstlich Drehna im Altkreis Luckau und in Großkmehlen, bei Ortrand nahe der sächsischen Grenze. Für das Barock sei Altdöbern im Altkreis Calau genannt, für den Klassizismus Schloß Lübbenau und für den Historismus Schloß Bärenklau bei Guben, errichtet 1927/28, überhaupt der letzte Schloßbau in der Lausitz.

 

 

 

Schloss Krieschow

chloß Krieschow bei Cottbus wurde von einer der schillerndsten Personen des 18. Jahrhunderts errichtet, von dem zu der französischen Kolonie in Berlin gehörenden Baron von Vernezobre. Heute steht es leer, ein Nutzer, der Stil und Geschichte so eines Herrenhauses zu schätzen weiß, wird dringend gesucht.

Eine Kulturschande

Mit der Bodenreform 1945 strebten die deutschen Kommunisten auch zwei spezielle Ziele: Edwin Hoernle, Landwirtschafts-Stratege der SED, rief zum ersten dazu auf, die “Angehörigen des Adels zu liquidieren”. Brandenburgs Innenminister Bechler nannte das zweite Ziel: “Zur Sicherung der Bodenreform ist der Abriß von Herrenhäusern, Schlössern usw. politisch notwendig, weil in ihnen das Junkertum verkörpert wird.” Nicht Krieg und Baustoffmangel führten zu Verlusten. Nein, diese Kulturschande war politischer Wille. Im Gegenteil, der Mangel verhinderte die Umsetzung der Anweisungen der SED, die Herrenhäuser wurden gebraucht für Schulen, Krankenhäuser und Altenheime. Vertriebene, Dorfkonsum und Bürgermeister, später auch das LPG-Büro, zogen ein. Dennoch, die Verluste waren hoch: rund 400 Herrenhäuser gab es bei uns, davon wurden kurz nach 1945 etwa 25 abgerissen, 10 weitere nach 1950, über 25 gingen durch sogenannte Devastierung, d.h. Abbaggerung für einen Tagebau, verloren.

 

 

 

 

Schloss Lindenau

Schloss Lindenau bei Ortrand im Süden Brandenburgs wurde im 16. Jahrhundert von der Familie von Minckwitz erbaut, über die Familie von Gersdorf gelangte es in den Besitz derer von Lynar. Zu DDR-Zeiten diente es als Kinderheim.

Hoffen und Bangen

Nach der Wende glaubten viele, der katastrophale Zustand der Herrenhäuser hätte nun ein Ende. Gewiß, für einen kleineren Teil der Bauten traf das auch zu. Eigentümer der allermeisten wurde zunächst die Bundesrepublik Deutschland. Als erstes wurden die alten Nutzer entfernt, aber neue fanden sich nur selten. Durch jahrelangen Leerstand, verbunden mit Vandalismus und aller letzter Ausplünderung, sind nun viele dieser Bauten akut gefährdet. Wir wollen Ihnen sowohl die, die “auferstanden aus Ruinen” sind, als auch die, die noch immer regelrecht nach Hilfe und Erlösung schreien, vorstellen.

 

SEK Cottbus

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