Bitte aktiviere / Please enable JavaScript![ ? ]
Preußische Plätze in der Lausitz - XVII: Cottbuser Amtshauptmann - Vorläufer preußischer Landräte - Märkischer Bote Preußische Plätze in der Lausitz - XVII: Cottbuser Amtshauptmann - Vorläufer preußischer Landräte Preußische Plätze in der Lausitz - XVII: Cottbuser Amtshauptmann - Vorläufer preußischer LandräteMärkischer Bote
Samstag, 27. April 2024 - 12:26 Uhr | Anmelden
  • Facebook SeiteTwitter Seite

header-logo

 
Partly cloudy
17°C
 
das epaper der lausitzer heimatzeitung
Anzeigen

Preußische Plätze in der Lausitz – XVII: Cottbuser Amtshauptmann – Vorläufer preußischer Landräte

Land und Leute | Von | 12. Juni 2002

Cottbuser Schloß

Das Cottbuser Schloß, das Gebiet des heutigen Gerichtsberges, war der Dienstsitz der Cottbuser Amtshauptleute. Als kurz nach 1900 das Amtsgericht neu erbaut wurde, nahm Baumeister Krause bauhistorische Untersuchungen vor. Seine Ergebnisse sind in dieser Karte von 1906 zusammengefaßt.

Unser heutiger “Preußischer Platz” ist in Cottbus in einer Zeit angesiedelt, da gab es Preußen nur als Herzogtum weit im Osten zwischen Weichsel und Memel. Deshalb zwei Sätze dazu, wie Preußen zu Brandenburg kam und wie Brandenburg schließlich in Preußen aufging. Zur Christianisierung des Landes der Pruzzen (=Preußen) hatte im 13. Jahrhundert der Deutsche Orden das Land erobert. Nachfolgende deutsche Siedler gründeten eine Vielzahl von Städten, z.B. 1231 Thorn und 1255 Königsberg. Unter polnischer Lehenshohheit entstand im 16. Jahrhundert ein erbliches Herzogtum. Die Inhaber kamen aus einer Seitenlinie der Hohenzollern, der Ansbachischen. Das Herzogtum gelangte durch Erbschaft 1618 an die brandenburgischen Hohenzollern. Das heißt, der Kurfürst von Brandenburg war zugleich auch Herzog von Preußen, das nicht zum Deutschen Reich gehörte. Der Große Kurfürst erreichte 1660 die Aufhebung der polnischen Lehenshoheit, sein Sohn ließ sich 1701 als König in Preußen krönen. Das Land wuchs und wuchs und der Name Preußen wurde zu einer Klammer für ein weites Territorium zwischen Aachen, Koblenz, Hannover, Kiel, Königsberg, Posen und Breslau. Und mitten darin lagen die alten Stammlande als Provinz Brandenburg.

 

 

 

 

 

 

 

Heinrich von Pack

Grabmal für den Amtshauptmann Heinrich von Pack in der Cottbuser Oberkirche St. Nikolai. Früher befand sich dieses auch kunstgeschichtlich wertvolle Renaissance-Epitaph im Südanbau, jetzt im nördlichem Seitenschiff.

Das Gelbe vom Ei:

Die Hohenzollern waren seit 1419 in Brandenburg, schon bald konnten sie die Herrschaft Cottbus (etwa das Gebiet des alten Kreises) erwerben. 1445 kauften sie einen ersten Teil, zehn Jahre später den Rest. Da sie auch die übrige Niederlausitz erlangen wollten, kam es zum Krieg mit Böhmen. Im Gubener Frieden 1462 blieb es dabei: Cottbus wird brandenburgisch, die Niederlausitz böhmisch, später sächsisch. Wie das Eigelb im Spiegelei, so lag Cottbus da als Enklave von fremden Lande umgeben, schrieb vor 300 Jahren ein Heimatforscher. Die brandenburgischen Kurfürsten konnten natürlich nicht selbst ihren Cottbuser Besitz verwalten, deshalb wurden vor Ort zunächst Landvögte, später Amtshauptleute eingesetzt. Sie residierten auf dem Cottbuser Schloß, an zwei von ihnen erinnern großartige Grabdenkmale in der Oberkirche.

 

 

 

 

 

 

 

Amtshauptmann

Heinrich von Pack wird in Lebensgröße dargestellt, er trägt eine Rüstung. Die sogenannte Schamkapsel haben Barbaren abgeschlagen. Das Kunstwerk in Sandstein wird dem Torgauer Bildhauer Georg Schröter zugeschrieben.

Heinrich von Pack:

Über 40 Voigte und Amtshauptleute regierten in Cottbus, sollte man die fünf bedeutendsten nennen, wäre Heinrich von Pack sicher dabei. Er wurde 1504 in einer einflußreichen Familie geboren, östlich der Neiße in Dobernitz bei Sommerfeld. Vorfahren waren z.B. Besitzer der wichtigen Herrschaft Sorau. In den Kreis brandenburgischer Geschichte trat er erstmals im November 1535 als Rat und Vermittler. Die Söhne des Kurfürsten Joachim I. stritten nämlich um das Erbe des verstorbenen Vaters. Die Altmark, die Mittel- und die Uckermark und die Prignitz erhielt Joachim II. als Kurfürst, sein Bruder Johann als Markgraf die Neumark und die Herrschaften Crossen, Sternberg, Züllichau, Sommerfeld, Cottbus und Peitz. Heinrich von Pack muß diesen Job gut gemacht haben, denn künftig wurde er bei allen wichtigen Geschäften zu Rate gezogen. Ob Reformation oder Johanns Ehegeld, Grenzstreit mit Pommern oder Gerichts- und Polizeireform, Heinrichs Rat war gefragt, natürlich auch seine Taten. Wie sehr der Markgraf ihn schätzte, kann man an folgendem Fakt ablesen: 1540 erhielt Heinrich von Pack zum Dankpreis Stadt und Amt Sommerfeld. Von 1536 bis zu seinem Tod am 3. Juni 1554 wirkte er als Amtshauptmann von Cottbus und Peitz.

 

 

 

 

 

 

 

Gebhardt von Alvensleben

Das Grabmal des Amtshauptmanns Gebhardt von Alvensleben steht in der Oberkirche hinter dem Altar. Der Ritter mit Knebelbart hält in der linken Hand einen Kommandostab. Er wird von 16 Wappen seiner Vorfahren umgeben.

Gebhard von Alvensleben:

Der Name Alvensleben ist in Cottbus noch heute bekannt, denn das hier stationierte Regiments Nr. 52 trug diesen Namen, ebenso wie vor einigen Jahren die Kaserne an der Karl-Liebknecht-Straße, für die jetzt eine zivile Nutzung gesucht wird. Namenspatron war der General Constantin von Alvensleben (1809-1892). Zu diesem vielleicht später, heute berichten wir über einen anderes Mitglied dieser für Brandenburg/ Preußen wichtigen Familie. Nur kurze Zeit diente er in Cottbus: Gebhardt von Alvensleben, von 1625 bis 1627 Amtshauptmann. Die Familie war besonders in der Altmark stark vertreten, allein dort besaß sie, geteilt in mehrere Linien, 158 Güter. Gebhardt wurde 1584 geboren, seine kurz darauf verstorbene Mutter hatte der Familie reichen Grundbesitz zugeführt, so daß seine Zukunft auch als dritter Sohn gesichert war. Er studierte in Leipzig und Straßburg. 1613 heiratete er ein Fräulein von Dieskau, Schwiegerpapa war ein hochgeschätzter brandenburgischer Rat. So ist es nicht verwunderlich, daß Gebhardt von Alvensleben im gleichen Jahr noch Amtshauptmann von Beeskow wurde, zumal er dem Kurfürsten eine große Summe leihen konnte.

Bald nach Ausbruch des 30jährigen Krieges wurde für Cottbus/Peitz ein tatkräftiger Chef gesucht, der war für diesen wichtigen brandenburgischen Vorposten im Süden nötig. Wahrscheinlich nicht ganz freiwillig folgte Alvensleben der Versetzung hierher, denn der Kurfürst hatte seine Schulden auf Cottbus umgeschrieben. Das wichtigste Ereignis seiner kurzen Amtszeit war der Durchzug des Generalissimus Wallenstein im Jahre 1626. Dieses Riesenunternehmen kann hier aus Platzmangel nicht dargestellt werden, nur ein Aspekt: Zur Verpflegung der 30/40.000 Soldaten ging der Kurfürst betteln, das heißt, alle mußten etwas beisteuern: Jeder Edelmann 1 Ochsen, 6 Hammel, 6 Scheffel Korn, 12 Scheffel Hafer und ein Achtel Butter, ebensoviel immer 12 Bauern zusammen, sechs Stadtbürger ein Faß Bier und 3 Scheffel Roggen. Das war für die Mannschaften, den Luxus mußte die Stadt Berlin aufbringen: 15 Eimer Rheinwein, Safran, Pfeffer, Zucker, Muskat, Ingwer, Rosinen, Mandeln, Reis, Kapern und Oliven, dazu ein bißchen Nachtisch: Kirschmus, Konfekt, Nürnberger Kuchen und spanische Brezeln. Wallenstein selbst blieb zwei Nächte in Cottbus. Ein Jahr später wurde Alvensleben als Diplomat nach Sachsen geschickt, dort verstarb er unverhofft am Schlagfluß
A.Pommer

Weitere Beiträge aus unserer Region finden Sie hier!



Anzeige

Kommentar schreiben

Kommentar


Das könnte Sie auch interessieren: